„Das liegt daran, dass unsere regionalen Wildpflanzen seit Jahrtausenden auf die Insekten in der Region abgestimmt sind“, sagt Sacha Sohn.
Das Ganze funktioniere nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip: „Zu jeder Pflanze gehört ein Insekt – und andersrum. Die passen perfekt zusammen.“
Das bedeute: „Je mehr dieser Pflanzen man im Garten oder auf dem Balkon habe – desto mehr Insekten kämen auch.
Regionale Wildpflanzen – welche gibt's?
Typische regionale Wildpflanzen sind Klatschmohn, Blutweiderich, Wiesenbärenklau, das gewöhnliche Leinkraut oder auch Thymian. Denn auch wenn das viele zunächst nicht denken würden: Auch Thymian sei eine heimische Wildpflanze.
Lange Zeit seien die regionalen Wildpflanzen vernachlässigt worden, sagt Sacha Sohn. Und darunter würden viele Insekten leiden. „Wir Menschen konzentrieren uns oft auf die Blüte und die Blütenbesucher wie etwa die Wildbienen.“ Diese seien aber nur ein kleiner Teil der Insektenfamilie. „Es gibt darüber hinaus noch eine ganze Armee von Pflanzenfressern und Pflanzensaft-Saugern“, die auf die regionalen Wildpflanzen angewiesen seien.
Die meisten von uns würden gern Schmetterlinge mit Nektar versorgen. „Damit kümmern wir uns aber vergleichsweise um das Altenheim“, sagt Sohn. „Was wir eigentlich brauchen, das ist Raupenfutter.“
Der Honigbiene Nahrung zu bieten sei natürlich nicht schlecht. Aber: „Das sind Nutztiere und keine Wildtiere“, sagt Sohn. „Das ist so, als ob ich die Kuh vom Nachbarn in meinem Garten grasen lasse und dann sage: Ich mache was für die Artenvielfalt.“
Der Mittel-Wegerich ist ein typisches Wildkraut.
Klar, man könne mit seinem kleinen Garten natürlich nicht die Welt retten und das Insektensterben aufhalten, sagt Sohn. Aber: „Wenn wir alle Gärten und Balkone zusammenzählen, dann entsteht eine unglaubliche Fläche.“ Und damit würde ein riesiges Schutzgebiet für die heimischen Insekten entstehen. „Das wäre super.“
Wildpflanzen sehen schön aus
Auch wer auf regionale Wildpflanzen setze, müsse auf die schöne Optik in Garten oder auf dem Balkon nicht verzichten, sagt die Naturgarten-Gestalterin. „Die regionalen Wildpflanzen sehen zum großen Teil auch total schön aus.“
Exotische Pflanzen sind nicht tabu
Das Steppensalbei blüht violett.
Und natürlich könne man auch weiterhin schöne Exoten ins Beet pflanzen. So gebe es etwa den beliebten amerikanischen Steppensalbei – der sehr schön anzusehen sei. „Den findet man in fast jedem Garten“, sagt Sohn. Dagegen sei auch gar nichts einzuwenden. Das Verhältnis aber sollte stimmen: „Man sagt, dass etwa 80 Prozent im Garten heimische Wildpflanzen sein sollten“, sagt Sohn. Die übrigen 20 könnten dann gern exotisch sein, „wenn man das möchte“.
Inzwischen sei es zum Glück einfacher geworden, an regionale Wildpflanzen zu kommen, sagt Sohn. So gebe es immer mehr Gärtnereien, die sich genau darauf spezialisieren würden. Es gebe auch welche, die das seit 30 Jahren machen würden. „Bis vor fünf Jahren wurden die ausgelacht“, sagt Sohn. Das habe sich inzwischen geändert.
NABU-Projekt Insektenfreude
Auch der NABU (Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.), macht sich mit seinem Projekt „Insektenfreude mit regionalen Wildpflanzen“ stark gegen das Insektensterben. Mehr als 30 ausgewählte Wildpflanzen werden von speziellen Gärtnereien herangezogen und dann über die Gartencenter angeboten, damit sie in unsere Gärten gepflanzt werden können. Biolog:innen haben herausgefunden, dass die regionalen Pflanzen am besten an den regionalen Boden und die heimischen Insekten angepasst sind.
Wildpflanzen aus der Gegend wieder in die Gärten zu holen, bedeutet Rettungsinseln für unsere heimische Insektenwelt zu schaffen. Gefördert wird das Ganze vom Bundesumweltministerium.