- Sendehinweis: Die Story | 3. April 2024, 22.15 - 23.00 Uhr
"I'm still a Trump girl" steht in großen Lettern auf dem roten Shirt von Sharon Anderson. Die 67-jährige fährt kreuz und quer durch die USA, um ihr Idol Donald Trump zu unterstützen. Zur Finanzierung der Reisen verkauft sie selbstgemachten Holunder-Sirup. Mit Trump als Präsidenten habe sie sich "sicherer" und mehr "respektiert" in der Welt gefühlt. Sie ist felsenfest davon überzeugt, dass die Wahl 2020 gestohlen wurde, obwohl es keine Belege dafür gibt. Wenn Donald Trump in diesem Jahr nicht zum Präsidenten gewählt werden sollte, will sie "versuchen, ein Unrecht wiedergutzumachen", sagt Sharon. Mit welchen Mitteln auch immer.
Es scheint, als könne dieser Wahlkampf gar nicht friedlich enden. Während der amtierende Präsident Joe Biden seine erneute Kandidatur mit 81 Jahren damit begründet, die Demokratie in den USA retten zu müssen, gibt der nur wenig jüngere Ex-Präsident Donald Trump an, er werde nach seiner Wiederwahl für einen Tag Diktator sein. Wohl um die Entscheidungen der vergangenen Jahre zu ändern, Unterstützung für den Westen inklusive. Beide Männer nehmen für sich in Anspruch, die Wahrheit zu sagen - und klingen dabei doch komplett unterschiedlich. Das Land, das sie regieren wollen, ist seit Jahren politisch gespalten, die verschiedenen Lager stehen sich immer sprachloser gegenüber. Wie lange kann das gutgehen? Zudem laufen gegen Donald Trump auch noch zahlreiche Prozesse, so dass am Ende Gerichte den Wahlkampf mitbeeinflussen könnten.
WTF, USA? Was zur Hölle ist da los? Gefährdet dieser Wahlkampf die Demokratie in den Vereinigten Staaten? Und wohin bewegt sich das Land? Das fragt sich ARD Korrespondentin und Studio-Washington-Leiterin Gudrun Engel und bereist verschiedene Regionen, vom ehemaligen Industriegürtel im mittleren Westen über die Prärielandschaften im äußersten Westen bis tief in die Wälder im Süden.
In Ohio trifft sie Studentin Mollie Duffy, die versucht, Studierenden zu mehr politischer Teilhabe zu verhelfen. Das amerikanische Wahlsystem ist kom-pliziert, und viele Erstwähler wissen gar nicht, was zu tun ist. Die bürokratischen Hürden sind hoch und die Wahllokale oft weit entfernt vom Wohnort. Dazu kommt: Es wird immer schwerer, die Stimme abzugeben - auch weil in letzter Zeit viele Vorschriften verschärft wurden. Mollie erlebt immer wieder, wie "voter surpression" sich ganz konkret bemerkbar macht. Deshalb bringt sie junge Leute mit ihrem "Democracy Bus" zum Wahl-Lokal. Als eine Generation-Z-Wählerin glaubt sie, dass die Regierenden "Angst vor der Macht der Mehrheit der wahlberechtigten Bevölkerung haben".
Für den Republikaner David Fales war der Sturm auf das Capitol 2022 eine traumatische Erfahrung, die sein Weltbild erschütterte. In Donald Trump sieht er einen Politiker, der "die Verfassung nicht respektiert". Eine Gefahr für die Demokratie. In seiner Heimat, im "Cowboyland" Wyoming, pflegte man früher einmal den "Whisky-Konservatismus". Bei einem Drink konnte man auch kontroverse politische Themen diskutieren. Heute ist die Atmosphäre vergiftet, und sogar die republikanische Partei ist in sich gespalten: in Trump-Befürworter und Trump-Gegner. David Fales gilt inzwischen als Feind in der eigenen Partei, als "rino" - "Republican in name only".
Die WDR Story "WTF, USA?!" ist eine Reise durch ein Land, das im November die Wahl hat zwischen zwei Richtungen. Und, wie es scheint, wohl auch wieder zwischen den beiden Kandidaten, die schon vor vier Jahren angetreten sind, nur diesmal unter verschärften Vorzeichen.
Ein Film von Gudrun Engel und Ulrike Brincker
Redaktion: Nicole Ripperda und Beate Schlanstein