- Sendehinweis: Die Story | 27. März 2024, 22.15 - 23.00 Uhr
Indien ist das Land mit den meisten Menschen auf der Welt – über 1,4 Milliarden. Und die meisten sind jung. Das Durchschnittsalter liegt bei etwa 27 Jahren. Auch wirtschaftlich ist Indien im Kommen – in keinem anderen Land der Welt, wächst die Wirtschaft derart stark. Politisch ist das Land mittlerweile umstritten: Viele werfen Premierminister Narendra Modi vor, sich von einer Demokratie zu entfernen in Richtung eines hinduistisch und nationalistisch geprägten Staates. Im Moment laufen Neuwahlen – bei rund 970 Millionen Wahlberechtigten hat Indien dafür 6 Wochen angesetzt. In welche Zukunft steuert das Land? Kann der wirtschaftliche Aufschwung Indien in einigen Jahren an die Weltspitze bringen, so wie sich die Regierung es vorstellt?
Vikas Pradhan, 27. Eigentlich hat Vikas Medizin studiert und wollte eine Spezialausbildung in China beginnen, doch dann kam die Pandemie: Sein älterer Bruder ist an Covid verstorben. Nun will Vikas in dessen politische Fußstapfen treten
Wir treffen die junge Generation, die diesen Boom voranbringen könnte, und porträtieren junge Inderinnen und Inder, etwa im Durchschnittsalter des Landes, die aber ansonsten in völlig verschiedenen gesellschaftlichen Schichten leben.
Wie sieht ihr Alltag aus? Welche Sorgen, Träume und Wünsche haben sie?
Siva Mallikarjuna Reddy, 33. Hyderabad liegt im einkommensreichsten Bundesland Telangana. Hier ist ein wichtiges Zentrum für Informationstechnologie und die Pharmaindustrie. Siva hat mit seinem Team ein antibiotisches Nasenspray entwickelt und hofft damit nicht nur Indien, sondern auch den Weltmarkt zu erobern.
Siva Mallikarjuna Reddy lebt in Hyderabad, im einkommensstärksten Bundestaat Telangana. Er ist CEO eines Startups, das an antibiotischem Nasenspray forscht. Sein Ziel der weltweite Durchbruch. Seine Philosophie: sich mit Ehrgeiz durchbeißen, den Erfolg verdienen. Nach der Arbeit fährt er nach Hause – zu seiner Mutter. Denn ganz traditionell wohnt er mit ihr und seiner Frau aus einer arrangierten Ehe zusammen.
Sonam Kumar lebt in Bihar, dem ärmsten Bundestaat Indiens. Es ist, als würde sie in einem anderen Land leben: Sie kommt aus einer der niedrigsten Kasten, ist Analphabetin und benutzt Kuhdung, den sie mit den Händen knetet, als Brennstoff für ihren Lehmofen. Sie baut Getreide auf dem Feld an, lebt ein Leben, das sich kaum von dem ihrer Vorfahren unterscheidet.
Shobhini Koili, 25. Wanderarbeiterin, Putzfrau. Greater Noida, Uttar Pradesh, Neu Delhi Hauptstadt Region (NCR).
Shobini Koili wohnt in einer provisorischen Hütte aus zerfetzten Plastikplanen ohne fließendes Wasser, Toilette oder Strom. Sie und ihr Mann sind Wanderarbeiter, und gehören damit zu den 400 Millionen Menschen, die im eigenen Land auf der Suche nach Arbeit umherziehen. Sie sind gerade neu nach Neu Delhi gekommen, um Schulden abzuarbeiten. Shobinis Slumhütte liegt direkt vor den teuren Hochhäusern der Reichen, wo sie stundenweise putzt.
Mohammad Amar lebt in Meerut, einer Stadt, in der es immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen von Hindus gegen Muslime kommt. Er betreibt ein Restaurant, in dem die örtlichen Polizisten und Regierungsangestellten einen besonderen Rabatt bekommen. Kritisieren will er die Regierung aber lieber nicht.
Simran Sahni, 22, Fahrradreporterin im Dorf Chandkiwari, in der Region Bihar/ Nordostindien.
Sie alle haben Hoffnungen und Träume, wenn sie an die Zukunft Indiens denken – aber auch das wird in dieser WDR Story klar: Diese Vorstellungen könnten unterschiedlicher wohl kaum sein. Denn noch ist das Land von enormen Unterschieden geprägt, Moderne und Mittelalter liegen oft nur wenige Meter auseinander.
Ein Film von Rebecca Kirkland und Tilo Gummel
Redaktion: Nicole Ripperda und Bettina Kolb