Nach dem Brandanschlag von Solingen 1993 dauert es 15 Jahre, bis in NRW der Kampf gegen Rechts flächendeckend und systematisch gefördert wird.
2008 werden in allen fünf Regierungsbezirken mobile Beratungsteams eingerichtet. "Heute sind landesweit insgesamt 20 Personen beschäftigt", sagt Heiko Klare von der Mobilen Beratung im Regierungsbezirk Münster.
Nicht Aktivisten, sondern Unterstützer
"Unser Ziel ist es, Menschen vor Ort zu befähigen, adäquat mit dem Problem Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus umzugehen", sagt Hans-Peter Killguss von der Mobilen Beratung im Regierungsbezirk Köln. "Zu den Beratungsnehmern gehören etwa Schulen, Gewerkschaften, Stadtverwaltungen, Wohlfahrtsverbände sowie Bündnisse und Initiativen."
Die Themen werden nicht vorgegeben. "Wir reagieren auf Anfragen", sagt Killguss. Die Berater seien nach ihrem Selbstverständnis keine Akteure. "Wir organisieren nicht den Kampf, sondern wir beraten diejenigen, die etwas gegen Rechts unternehmen wollen." Dabei würden keine fertigen Lösungen vorgesetzt, ergänzt Klare. "Diese werden mit den Menschen vor Ort entlang ihres Bedarfs und ihrer Ressourcen erarbeitet."
Kriterium: Demokratie stärken
Ging es anfangs vor allem um den Kampf gegen Neonazi-Kameradschaften, geht es heute in erster Linie um Gewalt gegen Flüchtlinge. Und diese ginge auch von der Mitte der Gesellschaft aus, nicht nur von organisierten Neonazis.
Soll man mit Rechten denn reden? "Mit Mandatsträgern und Ideologieproduzenten hat das wenig Sinn", sagt Klare. Bei Menschen, die zwar ansprechbar für solche Positionen, aber dennoch offen für eine Diskussion seien, könne das anders sein. "Dabei müssen allerdings klare Grenzen eingehalten werden." Es gehe immer um die Stärkung der Demokratie.
Mangelnde Kontinuität
Finanziert wird die Mobile Beratung durch Landes- und Bundesmittel, die bis Ende 2019 gesichert sind. "Wie es danach weitergeht, ist offen", sagt Klare. Quer durch die politische Landschaft bestehe aber Wohlwollen. "Die NSU-Untersuchungsausschüsse haben alle empfohlen, die Förderung weiterzuführen."
Was bleibt, ist das Problem der fehlenden Kontinuität: Die Mitarbeiter erhielten immer nur Jahresverträge. Eine langfristige Planung erschwere das.