Möglicherweise ein Aufschub, aber keine Rettung: Der defizitäre Autobauer Opel will seine Sanierung zunächst ohne Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland vorantreiben. "Die Geschäftsleitung der Adam Opel AG, die IG Metall und die Betriebsräte der deutschen Standorte werden über eine Verlängerung des Ausschlusses betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2016" verhandeln, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung vom Mittwoch (13.06.2012). Am Donnerstag gab die IG-Metall in Frankfurt/Main bekannt, dass die seit Mai fällige Tariferhöhung von 4,3 Prozent für die mehr als 20.000 Beschäftigten in Deutschland bis Oktober ausgesetzt sei. Damit wird Opel kurzfristig um 19 Millionen Euro entlastet. Allerdings gilt der Verzicht unter Vorbehalt: Falls die laufenden Verhandlungen mit dem Opel-Vorstand scheitern, muss die Erhöhung nachgezahlt werden.
Bei den kommenden Gesprächen soll es auch um "die Planung der Geschäftsleitung" gehen, nach dem Auslaufen der aktuellen Zafira-Fertigung in Bochum Ende 2016 das Werk zu schließen. Zuletzt war spekuliert worden, das Werk könne dem Rotstift schon früher zum Opfer fallen, wenn der Standortsicherungsvertrag Ende 2014 ausläuft.
Über Details muss noch verhandelt werden
Zunächst verständigten sich Arbeitnehmer und Management nur darauf, gemeinsam eine Lösung zu suchen. Die Details wollen Geschäftsleitung, IG Metall und die Betriebsräte der deutschen Standorte in den kommenden Wochen klären. Der Opel-Vorstand will den detaillierten Plan am 28. Juni im Aufsichtsrat vorstellen.
Bei den Gesprächen wollen die Arbeitnehmer erreichen, dass betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2016 und damit zwei Jahre länger als bisher ausgeschlossen und der Tarifabschlusses 2012 umgesetzt wird, wie es hieß. "Teil dieser Gespräche ist auch eine Lösung, wonach das Opel-Werk in Bochum nicht wie allgemein erwartet Anfang 2015 geschlossen würde, sondern die Zafira-Produktion bis zum Auslauf in Bochum verbliebe." Im Gegenzug will das Unternehmen erreichen, dass das Werk in Bochum mit zur Zeit 3.200 Beschäftigten nach 2016 geschlossen wird, um Überkapazitäten abzubauen.
Betriebsrat zu Gesprächen bereit
Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzender Wolfgang Schäfer-Klug signalisierte die Bereitschaft, auf die Pläne des Managements einzugehen: "Die Opel-Betriebsräte sind bereit, an der Stärkung der Marke Opel mitzuarbeiten. Die Eckpunkte des vorgeschlagenen Geschäftsplans gehen in die richtige Richtung, doch zu vielen Punkten müssen wir noch Gespräche führen."
Kraft: "Wertvolle Zeit gewonnen"
NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sieht Chancen für einen langfristigen Erhalt des Bochumer Opel-Werks. "Mit der jetzigen Bestandsgarantie bis Ende 2016 und dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen ist wertvolle Zeit gewonnen", erklärte sie am Mittwoch in Düsseldorf. "Der gemeinsame Einsatz für den Erhalt aller vier deutschen Opel-Standorte hat sich gelohnt." Die Konzernmutter General Motors müsse diese Zeit nutzen, um Opel durch eine Wachstumsstrategie dauerhaft profitabel zu machen. "Dann hat auch Opel Bochum eine langfristig gute Zukunft. Die ewige Zitterpartie für die Mitarbeiter und ihre Familien muss beendet werden", so Kraft.