NSU-Untersuchungs-Ausschuss

Helfershelfer im Kölner Raum?

Stand: 20.08.2015, 21:13 Uhr

  • NSU-Terroristen hatten vermutlich Helfershelfer im Kölner Raum
  • 19-jährige Deutsch-Iranerin bei dem Anschlag 2001 schwer verletzt
  • Vernichtung von Beweisgegenständen sei "eher unglücklich" gewesen

"Es muss nach menschlichem Ermessen Verbindungen und Kontakte gegeben haben", sagte Dieter Kretzer, ehemaliger Leiter der Staatsschutzabteilung im Landeskriminalamt NRW, am Donnerstag (20.08.2015) vor dem NSU-Untersuchungsausschuss im Landtag. "Jemand aus Thüringen kommt nicht auf diesen Tatort", erklärte der Beamte mit Blick auf den Bombenanschlag in der Probsteigasse 2001, der dem NSU zugeschrieben wird. Die Gasse liege sehr versteckt und sei nicht überwiegend von Migranten bewohnt. Das betroffene Geschäft habe eine deutsche Aufschrift getragen und keinen Hinweis auf die iranischen Ladeninhaber.

Allerdings ist es dem LKA bisher nicht gelungen, Verbindungen des NSU nach NRW nachzuweisen. Es habe zwar mehrere Hinweise gegeben, so Kretzer: NSU-Terroristen sollen im Münsterland, in Dortmund und in Erftstadt gesichtet worden sein. In keinem der Fälle sei es aber gelungen, die Hinweise zu erhärten. Ein Fallanlaytiker des LKA hätte zwar auch nach dem Bombenanschlag in der Kölner Fall Probsteigasse die Möglichkeit eines rechtsextremen Hintergrundes verfolgt, aber: "Das ist im Sande verlaufen."

Bombe in der Christstollendose

Die NSU-Bombe, die in Köln Anfang 2001 explodierte und eine damals 19-jährige Deutsch-Iranerin schwer verletzte, hatte tödliche Sprengkraft. Es habe sich um einen mit Schwarzpulver gefüllten Druckgasbehälter gehandelt, so ein Sprengstoffexperte des Landeskriminalamts. "Das war eine hinterlistige Sprengfalle. Die junge Frau hat Glück gehabt. Ein Splitter in Bauch oder Kopf wäre tödlich gewesen." Das Opfer hatte eine Christstollendose geöffnet, die ein angeblicher Kunde vor Weihnachten 2000 im Geschäft zurückgelassen hatte. Dabei detonierte die darin versteckte Bombe.

Experten des Bundeskriminalamtes seien eingeschaltet worden, weil der Tatort sehr komplex gewesen sei. Die Tatortarbeit habe fast 13 Stunden gedauert. Es habe damals dennoch keine Hinweise auf ein Tatmotiv gegeben. Die verwendete Sprengfalle sei eher selten. Es habe sich um einen mit Schwarzpulver gefüllten Druckgasbehälter gehandelt.

Ermittlungsarbeit auf dem Prüfstand

Zu dem Attentat hatte sich der Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) bekannt, der erst Ende 2011 aufgeflogen war. Die Terrorzelle wird auch für den Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße 2004 verantwortlich gemacht, bei dem aber anders als in der Probsteigasse ein Funkzünder verwendet wurde. Dabei wurden 22 Menschen verletzt . Außerdem sollen die Mitglieder des NSU deutschlandweit für zehn Morde verantwortlich sein, darunter 2006 an einem türkischstämmigen Kioskbesitzer in Dortmund. Der Düsseldorfer Untersuchungsausschuss will die NSU-Verbrechen mit NRW-Bezug aufarbeiten und dabei auch die Ermittlungsarbeit kritisch unter die Lupe nehmen.