Schon vor der Kurven der Landstraße zwischen Remscheid und Wermelskirchen zucken blaue Lichtblitze durch die Nacht. Für die Autofahrer, die am Donnerstagabend (18.01.2007) unterwegs sind, das untrügliche Zeichen für das nächste Hindernis auf dem Weg. Hier nahe der Preyersmühle sind es fünf Männer des Technischen Hilfswerks, die dabei sind, einen Baum zu zersägen, der sich einige Meter über der Fahrbahn in einem Strommast verfangen hat. Die Remscheider Feuerwehr hat sie zur Hilfe angefordert. "Wir sind mit allen Leuten draußen", erklärt Feuerwehrchef, Guido Eul-Jordan. Auf dem Dach des Lasters stehen die THW-Männer mit der Kettensäge, deren Kreischen das Heulen des Sturms übertönt.
Ein beklemmendes Gefühl
Jeder, der an diesem Abend im Freien ist, merkt unweigerlich die Gefahr, die der Sturm hier auf der Nebenstraße mitten im Wald birgt. Aus dem Dunkel dringt immer wieder das Krachen von abbrechenden Ästen und Stämmen herüber und unwillkürlich schweift der Blick ins Schwarze. Doch es ist einfach nichts zu erkennen. Ein beklemmendes Gefühl steigt mit jeder neuen Sturmböe auf. Ungeachtet der allgegenwärtigen Gefahr sägen die THW-Helfer unbeirrt weiter, bis der Stamm bricht und zur Seite geräumt werden kann. "Genau so hatte ich mir das vorgestellt", ruft einer von ihnen. Für die wartenden Autofahrer geht es endlich weiter. Doch schon wenige hundert Meter weiter ist wieder Schluss. Der nächste Baum liegt quer. Nur das Blaulicht fehlt - noch.
Teppich aus Tannengrün
Jetzt umzukehren macht wenig Sinn, denn auf den anderen Straßen ringsum sieht es nicht besser aus. Stellenweise wirkt die Fahrbahn wie mit einem Teppich aus Tannengrün und zermahlenem Holz ausgelegt. Im Slalom geht es um Äste, und frisch geschnittene Baumscheiben lugen am Straßenrand hinter den Leitplanken hervor. Reste der Bäume, die schon von den Kettensägen der Feuerwehr zu Kleinholz gemacht wurden. Durch das geöffnete Fenster stürmt eine Brise frischen Tannendufts ins Auto.
Bäume nicht gezählt
Die Geduld der Wartenden wird von drei Feuerwehrmännern belohnt, die mit einem Gerätewagen anrücken. Stämme zu zersägen ist für sie an diesem Abend zur Routine geworden. Sie haben schon aufgehört, die Bäume zu zählen und wissen, es liegen noch viele vor ihnen. Dieser Straßenabschnitt Richtung Solingen-Burg ist schnell wieder frei. Doch anders als für die Autofahrer, die bald am Ziel sind, wird die Nacht der Männer von Feuerwehr und THW noch lang werden. Die krächzende Stimme aus dem Funkgerät sagt ihnen, wo der nächste Baum auf sie wartet.