Die Sondierungsgespräche befänden sich noch in einer frühen Phase, teilten die Verhandlungspartner am Donnerstag (26.01.2012) in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit, aber die Verhandlungen über einen Verkauf der Eon-Tochter Westfalen Weser laufen. Zum Preis wurden keine Angaben gemacht. Ein völliger Ausstieg aus dem Regionalversorgungsgeschäft in Deutschland sei aber nicht geplant, erklärte ein Eon-Sprecher. Die Situation in Westfalen sei nicht vergleichbar mit jenen der sechs weiteren Eon-Regionalversorger.
"Aus der Region für die Region"
Derzeit hält Eon rund 63 Prozent an Westfalen Weser. Der Rest der Anteile liegt bei Kommunen, knapp 22 Prozent davon entfallen auf die Städte Paderborn und Herford. Die Verhandlungsereitschaft Eons ist aus Sicht des Herforder Bürgermeisters Bruno Wollbrink (SPD) und des Paderborner Bürgermeisters Heinz Paus (CDU) eine große Chance für die Region Ostwestfalen-Lippe. Eine mögliche Übernahme sichere nicht nur Arbeitsplätze. Gemeinsam mit der Belegschaft könne es auch gelingen, "ein starkes Energieunternehmen aus der Region für die Region zu schaffen, das Modellcharakter besitzt", sagten sie.
Eon begründete seine Verkaufspläne mit der "Dynamik der Kommunalisierungsbestrebungen in der Region". Darüber hinaus dürfte der Verkauf einen willkommenen Beitrag zur Strategie von Eon-Chef Johannes Teyssen liefern: Er will sich insgesamt von Aktivitäten im Wert von rund 15 Milliarden Euro trennen, um den Schuldenberg des Konzerns abzubauen und Spielraum für neues Wachstum zu gewinnen.
Stromnetz von 31.500 Kilometern
Hintergrund der Bestrebungen ist, dass sich viele Kommunen im Zuge der Energiewende wieder stärker bei der Versorgung engagieren wollen. Da für viele Stromverteilnetze die Vergabe der Konzessionen aktuell wieder ansteht, sehen die Städte und Gemeinden hier eine Wiedereinstiegsoption.
Das Unternehmen Eon Westfalen Weser betreibt in Ostwestfalen-Lippe und Südniedersachsen ein Stromnetz von 31.500 Kilometern Länge, ein Erdgasnetz von 4.000 Kilometern Länge und ein Wasserleitungssystem mit einer Länge von 2.400 Kilometern. Es beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter und erzielte 2010 einen Umsatz von 627 Millionen Euro.