Der Bochumer SPD-Ortverein, der den Parteiausschluss von Wolfgang Clement gefordert hatte, zeigte sich erleichtert auf Clements Austritt.
Rudolf Malzahn: "Ich bin jetzt wirklich überrascht"
Zugleich drückte Rudolf Malzahn, Vorsitzender des Ortsvereins Bochum-Hamme, gegenüber WDR.de seine Enttäuschung über Clements Verhalten aus: "Ich bin jetzt wirklich überrascht. Das hätte Clement doch von Anfang an so halten können, dann hätte er uns allen viel erspart. Und vor allem hätten wir Andrea Ypsilanti als hessische Ministerpräsidentin." Wer sich so verhalte, habe es nicht verdient, in der SPD zu sein. "Der hat uns so viel kaputt gemacht", so Malzahn weiter. Er bezeichnete Clements Verhalten als "verlogen", zeigte sich aber auch ein wenig erleichtert: "Bei den Landtagswahlen 2010 wird uns Clement jetzt nicht mehr so schaden wie er das in Hessen getan hat."
Kraft: "Clement wollte Brücke nicht betreten"
Die SPD-Landesvorsitzende Hannelore Kraft bedauerte Clements Parteiaustritt. Er sei nicht bereit gewesen, die Brücke zu betreten, die ihm die SPD gebaut habe. "Die SPD hat deutlich gemacht, dass Wolfgang Clement weiterhin seinen Platz in der SPD gehabt hätte", sagte sie. Die Verdienste Clements für die SPD und NRW seien unbestritten. "Das bleibt", sagte Kraft. Sie nannte die Rüge für Clement angemessen: "Das ist in Ordnung." Clement habe den Eindruck erweckt, zur Nichtwahl der hessischen SPD-Spitzenkandidatin Andreas Ypsilanti aufgerufen zu haben.
Moron: "Das war nicht abzusehen"
Landtagspräsident Moron ist enttäuscht von Clement
Landtagsvizepräsident Edgar Moron (SPD), äußerte sich auf Anfrage von WDR.de "überrascht, enttäuscht und wütend": "Dass Clement jetzt den Lafontaine macht, war nicht abzusehen." Schließlich habe Clement immer wieder gegen seinen Parteiausschluss gekämpft. Harald Schartau, ehemaliger Landesvorsitzende der NRW-SPD, erwartet keine politischen Auswirkungen. Clement habe nun überhaupt keine Bedeutung für die Partei mehr. "Aber er hat sich in den letzten Jahren ohnehin bei uns nicht mehr sehen lassen." Warum Clement gerade jetzt diesen Schritt getan habe, sei ihm auch nicht ganz klar. "So ist er eben. Ich vermute, dass er sehr verletzt ist."
Enttäuscht zeigte sich auch SPD-Chef Franz Müntefering, der Clements Schritt bedauert. "Es ist schade, dass er nicht weiter in der Partei mitarbeiten will. Platz wäre gewesen", erklärte er in Berlin. Der Austritt schmälere aber nicht Clements Verdienste in der Vergangenheit. Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier erklärte, in der SPD werde es auch weiterhin "Platz für Leute geben, die das offene Wort pflegen".
Wüst: "NRW-SPD keine Volkspartei mehr"
Der Generalsekretär der NRW-CDU, Hendrik Wüst, nannte den Parteiaustritt Clements einen schwarzen Tag für die SPD. "Dass ein ehemaliger Ministerpräsident von seinem eigenen Landesverband aus der Partei getrieben wird, ist ein beispielloser Vorgang", sagte Wüst. Die NRW-SPD sei keine Volkspartei mehr.
Der Vorsitzende der FDP in NRW, Andreas Pinkwart, nannte den Parteiaustritt Clements "folgerichtig und konsequent". Der Entschluss des früheren NRW-Ministerpräsidenten zeige, "wie zerrüttet die SPD ist". Eine Partei, in der man für eine freie Meinungsäußerung gerügt werde, "läuft Gefahr ihren demokratischen Kompass zu verlieren". Auch FDP-Chef Guido Westerwelle merkte an, Clements Austritt schwäche die SPD und mache damit die Regierungskoalition noch wackeliger.
Grüne: "Folgerichtiger Schritt"
Die Grünen nannten Clements Parteiaustritt folgerichtig. "Offenbar will er künftig für die Interessen von RWE und anderen Energie-Monopolisten beziehungsweise Atomkraftbetreibern Partei-ungebunden eintreten", sagten die Landesvorsitzenden, Daniela Schneckenburger und Arndt Klocke. Die Grünen hätten sich in der gemeinsamen Regierungszeit mit der SPD oft gefragt, "worin das Soziale an Wolfgang Clement bestehen soll".
Clement selbst hingegen ließ am Dienstag (25.11.08) alle Nachfragen zu seinem Rücktritt unbeantwortet: "Herr Clement möchte heute keine Interviews geben", ließ er über sein Büro erklären.